Leerstand als Chance - Wagram Synergien

10.09.2025

Leerstand als Chance - Wagram Synergien KEM Wagram

Wie können Ortskerne belebt und wieder zu Orten der Gemeinschaft werden? Lässt sich die Energiewende mit der Reaktivierung leerstehender Gebäude im ländlichen Raum verbinden? Und welchen Beitrag können angehende Architekt*innen leisten? Mit diesen Fragen beschäftigten sich 20 Studierende der TU Wien im FFG Forschungsprojekt Synergien Gestalten – sichtbar in der Ausstellung Wagram Synergien, die Anfang September 2025 in den vier Gemeinden Kirchberg am Wagram, Großweikersdorf, Großriedenthal und Absdorf gezeigt wurde.

Die Klimakrise, Ressourcenknappheit und gesellschaftlicher Wandel fordern auch das Bauwesen heraus. Recycling von Materialien, Bauteilen und ganzen Häusern gewinnt wieder an Bedeutung. Es geht nicht darum, zu alten Bauweisen zurückzukehren, sondern vorhandenes Wissen innovativ zu nutzen und die Anforderungen moderner Lebensweisen nachhaltig zu erfüllen.

Im Rahmen des Projekts erarbeiteten Expert*innen aus Bauphysik, Kreislaufwirtschaft, Regionalplanung und Soziologie gemeinsam mit Gemeinden, der NÖ Dorf- und Stadterneuerung sowie der Klima- und Energiemodellregion Wagram interdisziplinäre Lösungsansätze. Die Architekturstudierenden untersuchten in vier Gruppen leerstehende Liegenschaften in Kirchberg am Wagram, Großweikersdorf, Großriedenthal und Absdorf und entwickelten theoretisch mögliche, aber realisierbare Nachnutzungskonzepte.

Leerstandsnutzung für Erneuerbare Energie und Sozialprojekte

Dabei wurde Leerstand nicht als Problem, sondern als Ressource betrachtet: für soziale Projekte, kulturelle Treffpunkte, Bildungseinrichtungen oder innovative Energielösungen. In Kirchberg am Wagram stand das „Miteinander der Generationen“ im Mittelpunkt, was sich auch in den Konzepten widerspiegelte: Mehr-Generationen-Wohnen, Werkhof oder Jugendzentrum stießen auf großes Interesse. Und für die ehemalige Jugenderziehungsanstalt in Kirchberg wurde eine radikale Verwandlung zu einer Energieanstalt vorgeschlagen, die das Gebäude in ein dienendes Zentrum transformiert, das den Ort mit Wärme und Strom versorgt. Bürgermeister Franz Aigner zeigte sich bei der Ausstellungseröffnung begeistert: „Leerstände sind mehr als ungenutzte Gebäude. Sie sind ungenutztes Potenzial, eine Chance für Innovation und Gemeinschaftsbildung.“

Wissen, Kultur und Energie teilen mit lebendigen Treffpunkten im Ortszentrum

In Großweikersdorf standen Bedürfnisse der Bevölkerung im Mittelpunkt. Unter dem Motto „Alte Strukturen neu denken“ entwickelten die Studierenden Konzepte für gemeinschaftliche Dienstleistungen wie „Care farming“ - betreutes Wohnen auf einem ehemaligen Bauernhof - , kulturelle Veranstaltungen und lebendige Treffpunkte wie einen Pop-up Heurigen in einem alten Presshaus. Bürgermeister Alois Zetsch betonte: „Die Ideen geben wertvolle Anregungen. Nun liegt es an uns und den Eigentümern zu prüfen, was realistisch umsetzbar ist.“

In Großriedenthal stellten die Studierenden die Aufwertung des Dorfzentrums in den Fokus. Die neue Dorfmitte orientiert sich an der Achse entlang Gemeindeamt, Pfarre, Pfarrsaal und Feuerwehr neu – mit behutsamen Umstrukturierungen, kleinen Eingriffen und einem gemeinsamen Energiekonzept. Das Thema Wasser im Dorfzentrum wird mitgedacht und ist zentraler Bestandteil des Konzeptes.

Strukturen beibehalten und Raum für nachhaltige Mobilität schaffen - neues Leben in alten Bauernhöfen

In Absdorf beschäftigte sich das Team mit leerstehenden Hofstrukturen und nachhaltiger Mobilität. Vorgeschlagen wurden ein Lern- und Forschungshof mit temporärem Wohnen, Gewächshaus, Café, Grünräumen und eine bessere Durchwegung – als direkte Verbindung zu Fuß oder per Rad zwischen Haupt- und Nebenstraßen.

In einem nächsten Schritt versucht das Projektteam jene Projekte mit dem höchsten Umsetzungspotenzial herauszufiltern. Dazu finden Sondierungsgespräche mit den Gemeindevertretungen und Eigentümer*innen statt.

Wir freuen uns, dass wir als KEM Wagram das Team der Lehrenden und Studierenden mit unseren regionalen Fachkenntnissen und Daten unterstützen durften. Danke an die Gemeinden für die tatkräftige Unterstützung durch die Bevölkerung, die Bürgermeister und die Gemeindevertreter*innen. Auch die NÖ Dorf- und Stadterneuerung mit Regionalbetreuerin Monika Heindl bot wertvolle Prozessbegleitung. Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll: Leerstehende Gebäude bergen enormes Potenzial für die Zukunftssicherung ländlicher Gemeinden. Man darf gespannt sein, welche Ideen realisiert werden können. Es folgen spannende Sondierungsgespräche.

Zum Projekt wurde eine eigene Zeitung von den Studierenden der Technischen Universität Wien aufgelegt - hier geht es zur Zeitung

 

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